Persönliche Wahrheit

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Ich weiß, dass ich nichts weiß

So oder so ähnlich könnte man es in der aktuellen Zeit wahrscheinlich am besten umschreiben.

Wer sagt die Wahrheit? Was stimmt wirklich? Ist das die ganze Wahrheit? Welche Informationen werden uns vorenthalten? Was wird klein geredet, was im Gegenzug aufgeblasen? Gibt es überhaupt eine Wahrheit?!

Was bei aller Ungewissheit und bei all den Ungereimtheiten sicher ist, ist die Tatsache, dass mir mein eigenes Gefühl noch der weiseste und zuverlässigste Kompass ist. Fühlt sich etwas aus meinem Inneren heraus richtig an, sagt mein Bauchgefühl ganz deutlich Ja! oder hüpft mein Herz vor Freude oder Aufregung, dann weiß ich, was für mich richtig ist. Genau so wenn mein Inneres sich zack! zusammenzieht, ich ein Druckgefühl im Brustraum empfinde. Meine innere Wahrheit betrügt mich nicht.

Immer wieder komme ich zu dem Schluss: DIE eine Wahrheit gibt es nicht. Es gibt nicht nur eine Wahrheit sondern viele oder zumindest viele Anteile. Jeder einzelne hat aufgrund seiner Erfahrungen, seiner Erziehung und seiner Epigenetik seine ganz persönliche Wahrheit. Meine Wahrheit ist nicht unbedingt auch deine Wahrheit.

Es ist unter diesem Aspekt nicht zielführend und schlichtweg vergeudete Energie, den anderen unter Umständen zu versuchen vom Gegenteil seiner persönlichen Wahrheit zu überzeugen. Ich kenne wahrscheinlich wenn überhaupt nur einen Bruchteil seiner Erfahrungen und lasse ihm daher seine Wahrheit.

Fest steht, für mich wird Vieles um einiges klarer, wenn ich nicht von vornherein in die Bewertung gehe sondern zunächst einmal die reinen Informationen aufnehme. Dabei stelle ich fest, was davon mit mir in Resonanz geht und was nicht.

Zum Thema “Was weiß ich schon?” fällt mir eine kurze Geschichte ein, die aufzeigt, wie wenig zielführend es ist, nur auf der eigenen Sichtweise und Meinung zu beharren und zu versuchen den anderen von der eigenen Wahrheit zu überzeugen. Und wie wertvoll und erhellend es dagegen ist, die Sichtweisen und Erfahrungen der anderen zu hören, nachzuempfinden und einfach als eine persönliche Wahrheit anzunehmen, um ein Gesamtbild zu bekommen.

Die Blinden und der Elefant

Es waren einmal fünf weise Gelehrte. Sie alle waren blind. Diese Gelehrten wurden von ihrem König auf eine Reise geschickt und sollten herausfinden, was ein Elefant ist. Und so machten sich die Blinden auf die Reise nach Indien. Dort wurden sie von Helfern zu einem Elefanten geführt. Die fünf Gelehrten standen nun um das Tier herum und versuchten, sich durch Ertasten ein Bild von dem Elefanten zu machen.

Als sie zurück zu ihrem König kamen, sollten sie ihm nun über den Elefanten berichten. Der erste Weise hatte am Kopf des Tieres gestanden und den Rüssel betastet. Er sprach: “Ein Elefant ist wie ein langer Arm.” Der zweite Gelehrte hatte das Ohr des Elefanten ertastet und sprach: “Nein, ein Elefant ist vielmehr wie ein großer Fächer.” Der dritte Gelehrte sprach: “Aber nein, ein Elefant ist wie eine dicke Säule.” Er hatte ein Bein des Elefanten berührt. Der vierte Weise sagte: “Also ich finde, ein Elefant ist wie eine kleine Strippe mit ein paar Haaren am Ende”, denn er hatte nur den Schwanz des Elefanten ertastet. Und der fünfte Weise berichtete seinem König: ” Also ich sage, ein Elefant ist wie eine riesige Masse, mit Rundungen und ein paar Borsten darauf.” Dieser Gelehrte hatte den Rumpf des Tieres berührt.

Nach diesen widersprüchlichen Äußerungen fürchteten die Gelehrten den Zorn des Königs, konnten sie sich doch nicht darauf einigen, was ein Elefant wirklich ist. Doch der König lächelte weise: “Ich danke Euch, denn ich weiß nun, was ein Elefant ist: Ein Elefant ist ein Tier mit einem Rüssel, der wie ein langer Arm ist, mit Ohren, die wie Fächer sind, mit Beinen, die wie starke Säulen sind, mit einem Schwanz, der einer kleinen Strippe mit ein paar Haaren daran gleicht und mit einem Rumpf, der wie eine große Masse mit Rundungen und ein paar Borsten ist.”

Die Gelehrten senkten beschämt ihren Kopf, nachdem sie erkannten, dass jeder von ihnen nur einen Teil des Elefanten ertastet hatte und sie sich zu schnell damit zufrieden gegeben hatten.

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